Texte zur Inspiration
1. Yogische Körperarbeit als eine Meditation
Diese Arbeit mit dem Körper ist wie eine Meditation oder ein Gebet an das Leben selbst. Da ist:
- die Freude der Bewegung in Stille
- das Nach-innen-Lauschen als achtsame Präsenz
- das Durchatmet- sein mit Prana, Lebensenergie
- die Freude der Lebendigkeit, die wir erspüren können.
Und da ist die Ruhe und die Einladung zur Stille des Geistes, wo du eingeladen bist, in dieser Zeit nicht weiterhin deinen Gedanken die Aufmerksamkeit zu schenken, dich nicht weiter verwickeln zu lassen, sondern tiefer in deine Mitte, in dein natürliches Sein einzutauchen.
Und das Spüren ist ein Eingangstor dahin. Die gedanklichen Verengungen des Tages schmelzen in die Ausdehnung — in Entspannung — in Raum — in Weite — ins Sein!
Und da ist diese Kostbarkeit, überhaupt da sein zu dürfen als dieses Mysterium Leben.
Die yogische Körperarbeit ist ein Gebet, dass dich selber feiert als das Leben in diesem Körper. Und es braucht keine Worte. Es ist ohne Zweifel, dass du bist!
Und dieses Gebet ist das Ankommen in dir selbst — jetzt! — in diesem Moment! Da geht es nicht um dich als die Person, sondern darum, dein Dasein zu schmecken.
Dafür braucht es keinen Gedanken als Wunsch, als Idee, als Vorstellung, dass jetzt irgendetwas anders sein müsste, als es bereits ist.
Nur Beobachten, dass es einfach genauso ist, wie es ist und jetzt auch nicht anders sein kann! Das ist Gleichmut — der gleiche Mut.
In diesem Annehmen liegt bereits der innere Frieden — wenn du nur lauschend schaust.
Und das ist Re-ligio — die Rückverbindung bzw. das Zurücksinken in dein zu Grunde liegendes Sein, deine ursprüngliche Natur — heraus aus der Festlegung der Gedanken.
Da reicht es, einfach nur zu sein! Und du bist dir selbst eine Wohltat!
2. Auszug aus dem Indischen Tagebuch
„Erste Begegnung mit Mooji“
Bereits am ersten Tag meiner Ankunft in Tiruvannamalai, nachdem ich, natürlich erschöpft, dennoch nur drei Stunden habe schlafen können, bin ich durch Zufall bereits auf Mooji, meinen Lehrer oder Meister, getroffen.
Ich hatte mir eine Rikscha genommen und war raus gefahren, um das Retreat-Zentrum zu finden und in unmittelbarer Nähe auch, eine zumindest einigermaßen ruhige und schöne, neue Unterkunft für die Zeit des Retreats zu finden. Man hatte mir bereits einige Hinweise für Gästehäuser oder Hotels gegeben. Und gestern erst hatte ich die junge hübsche Schwedin mit Namen Neti kennengelernt, die mir seitdem auch immer wieder begegnete. Und sie nannte mir eine ehemalige Altenresidenz, die von einem wunderschönen Garten umgeben sein sollte.
Dort angekommen waren jedoch bereits alle Plätze an Langzeitgäste vergeben. Schade! — denn die Atmosphäre mit dem schönen Garten als Innenhof hätte mir schon sehr zugesagt.
Als ich den Weg zurück ging, sprach ich ein indisches Paar an, die dort, wahrscheinlich vor ihrem eigenen Häuschen, wie ich vermutete, standen und gerade mit einer jungen Inderin im Gespräch waren. Ich fragte sie, ob sie Unterkünfte in der Nähe kennen würden. Der Inder deutete mir in ca. 100 m Entfernung ein interessant wirkendes Haus an, wobei er hinzufügte, dass wahrscheinlich schon alles belegt sein würde. Dann warf er seiner Frau, wie es mir jedenfalls vorkam, einen längeren Blick zu und sie bejahte seine wortlose Frage. So führte mich dieser Inder in sein eigenes Haus und meinte, wenn ich gar nichts finden würde, dann könnte ich gerne bei ihnen wohnen. Er war schon älter und hatte eine feine Ausstrahlung. Das Zimmer, welches er mir zeigte, war einfach und klar und sauber — gar nicht unattraktiv. Doch als wir vorher durch einen anderen Raum zu diesem Raum gelangt waren, hatte er mir angedeutet, dass er in dem dort stehenden Bett schlafen würde. Ich solle mir daraus aber nichts machen. Na ja, bei aller Freundlichkeit war mir das dann doch zu intim. Dennoch war ich sehr erfreut über seine Freundlichkeit. Nun machte ich mich auf, dieses interessant wirkende Haus zu finden und ging der Nase nach den Weg entlang. Dort traf ich auf einen jungen Westler. Ein Engländer, wie sich bald herausstellte. Ein bisschen seltsam wirkte er schon auf mich, wie er da mit seinem Golfschläger mitten in dieser Walachei, also zwischen Gestrüpp und teilweise unter Wasser stehendem Weg, so tat, als ob er Golf spiele. Und es schien so, als habe er nicht einmal einen Ball. Wir kamen einwenig ins Gespräch. Er deutete auf sein attraktives kleines weißes Haus, indem er nun seit 2 Jahren wohnte, wie er sagte. Ab und zu ginge er nach Europa aber im Grunde lebte er hier. Er hatte etwas seltsam eigentümliches an sich, sehr eigen und kurios aber nett. Seinen Namen habe ich vergessen und er hatte mir eine Abkürzung zu dem gesuchten Haus gezeigt. Da sich der Monsun immer noch in seinen Ausläufen befand, gab es überall noch riesige Pfützen und kleine bis größere Rinnsale. Und durch solch´ unwegsames Gebiet musste ich nun waten.
Ich erreichte das Haus offensichtlich von der Rückseite her und kam an einen Bach, den zu überqueren bereits ein Brett als Brücke diente. Ein bisschen wackelig lief ich hinüber und umrundete das Haus nach vorne hin unter den schatten spendenden Palmen. Dort versammelte sich gerade eine Gruppe von vielleicht 15—20 Leuten, es waren Westler. Sie waren still und ab und zu lachten sie. Ich wollte weitergehen, um die Hauswirtin zu finden, als ich plötzlich innehielt, weil ich Mooji erkannte. Er umarmte gerade sehr innig und still einige Menschen. Es schienen Bekannte, vielleicht alte Schüler zu sein. Und vielleicht war Mooji selbst erst gerade angereist.
Ich fühlte mich wie ein Eindringling in diese Atmosphäre, irgendwie sogar etwas beschämt. Und dann lief ich zurück zum Hinterhaus, von wo ich gekommen war. Dort hielt ich inne, wusste nicht so recht, wie ich mich nun verhalten solle. Doch recht bald war mir auch klar, dass ich mich nicht verstecken musste und bleiben wollte. Also ging ich wieder nach vorne, blieb diskret im Hintergrund und beobachtete das Geschehen, die Herzlichkeit der Begegnungen. Ich blieb bis Mooji aufstand und sich alles langsam auflöste. Dann stieß ich per Nachfragen auf die Hauswirtin. Und, um es kurz zu machen, ich bekam tatsächlich ein einfaches, schönes Zimmer mit Bad. Und, was das Ausschlaggebende gewesen war, war einfach dieser grandiose Blick direkt auf den heiligen Berg Arunachala, umsäumt von Palmen und tropischer Vegetation. Das ließ mich schmelzen, obwohl das Zimmer jetzt nach dem Monsun muffig nach viel Feuchtigkeit roch. Und natürlich hatte auch die Anwesenheit von Mooji an diesem Platz meine Entscheidung bestärkt. Erst später erfuhr ich, dass im letzten Jahr auf dem Dach dieses Hauses die offenen Satsang-Begegnungen mit Mooji stattgefunden hatten.
Nun hatte ich also sogar schon Mooji gesehen — welche Freude! Doch es sollte sogar noch eine sehr besondere, persönliche Begegnung mit Mooji stattfinden — eine, die jegliche Sorgen, die sich vor meiner Reise in mein Bewusstsein eingeschlichen hatten, sofort wegwischten und eine, die mich ohne jeglichen Zweifel wissen lassen sollte, dass es richtig war, meiner inneren Stimme, meiner Sehnsucht zu folgen. Und wenn ich sage, er sei eine “persönliche” Begegnung gewesen, so ist diese Aussage nicht wirklich zutreffend, denn, was ich in dieser ungewöhnlichen und intensiven Begegnung mit Mooji nun bald wissen sollte — intuitiv und fühlend, war, dass Etwas in mir nach Hause kam — eine ganz tiefe Sehnsucht.
Herz-zu-Herz-Begegnung mit Mooji
In der Nähe meiner neuen Unterkunft befand sich das Shanti-Restaurant, auf das ich auf meinen Erkundungsweg in der Gegend gestoßen war. Es war ein sehr einfaches und offenes Lehmhaus mit Palmdach. So, wie es hier sehr viele dieser Art gibt; der Lehm kühlt und die Offenheit zu den verschiedenen Seiten lässt den Wind erfrischend durch diese Räume tanzen. Die Familie, die es betrieb, war ausgesprochen herzlich, wie es hier so viele Menschen sind. Was für ein Labsaal! Und ein jeder arbeitete mit — auch die Kinder. Dieses kleine und einfache Restaurant hatte — wie so oft in Indien — eine eher archaische Küche. Ein Teil der Speisen wurde im Restaurant sichtbar auf dieser einfachen Feuerstelle zubereitet: so z.B. die wunderbaren Reisküchlein, genannt Idlys, die gerne mit einer scharfen Kokosnusssoße und einer Linsen- , sprich Dhalsoße serviert wurden. Ich liebe dieses indische Frühstück sehr und meine Erinnerung an Indien war auch stets mit diesen Idlys verbunden. Am schönsten und geheimnisvollsten war es nun für mich, ganz früh in der Morgendämmerung zu kommen, wo ich dann noch das Anfeuern und die Zubereitung der Idlys erleben konnte und eben einfach auch die Magie des Feuers.
Also, als ich zum ersten Mal diesen Platz entdeckte, war das Restaurant bereits gut gefüllt. Lauter Westler schienen sich bereits gut zu kennen. Und dann erkannte ich, dass sie sich alle um Mooji gruppiert hatten. Ein leichter Schreck durchzog mich und auch wieder so eine Art Scham, wie ein Eindringling, der nicht dazu gehört. Doch mir wurde ein Platz angedeutet und so setzte ich mich dazu. Natürlich ging mein Blick immer wieder zu Mooji, vielleicht versuchte ich auch seinen Blick zu erhaschen, doch es schien mir eher so, als ob er an mir vorbeischaute und ich dachte für mich: “Warum sollte er auch jedem seinen Blick schenken? Wir kannten uns ja noch gar nicht!”
Dann kam ich ein wenig mit meiner Tischnachbarin ins Gespräch, die, wie sich herausstellte, zum Organisationsteam von Mooji gehörte. Nach einer Weile fragte sie mich dann, ob ich Mooji denn schon kenne. Und ich antwortete, dass ich ihn noch nicht persönlich begegnet sei. Dann sagte sie zu meinem Erstaunen, ich solle unbedingt zu ihm gehen und ihn begrüßen. Er würde sich mit Sicherheit sehr darüber freuen.
Ehrlich gesagt hatte mich diese Äußerung irgendwie “aus dem Häuschen” gebracht. Ich dachte bei mir, dass das aufdringlich sein würde und zudem wäre es mir auch peinlich, wo die ganze Gruppe ihn scheinbar schon gut zu kennen schien. Da war so viel Herzlichkeit. Irgendetwas passierte in mir und ich musste plötzlich weinen — war so berührt . Die Tränen rollten mir einfach nur so die Wangen herunter. Und etwas außerhalb sitzend gelang es mir einigermaßen, mein Weinen zu verstecken.
Und als ich dann mein indisches Thali-Gericht gegessen hatte, sprach Amita, so hieß meine Tischnachbarin, mich wieder an und sagte: “Jetzt solltest du aber wirklich zu Mooji gehen!” Wir schauten uns an, ich war erschrocken und zugleich so berührt und ich deutete ihr an: “Das kann ich jetzt nicht. Ich bin einfach zu bewegt!”
Doch ehe ich mich versah, hatte Amita mich schon bei der Hand genommen und direkt zu Mooji gebracht. So trat ich Mooji weinend entgegen und entschuldigte mich dafür und sagte ihm, wie berührt ich sei.
Und was nun kam war so ungeheuerlich für mich: Mooji nahm mich direkt bei beiden Händen und zog mich zu sich hinunter. Er beruhigte mich, streichelte sogar zärtlich meine Hände, hörte mir zu und umarmte mich ganz herzlich. Dann schauten wir uns lange in die Augen — ich in seine wunderschönen warmherzigen Augen. Und es war so, als ob wir uns ewig schon kennen würden, so unglaublich nah, sooo vertraut! Ich schmolz einfach nur so dahin. Und auch ich nahm sein Gesicht und küsste ihn auf seine Wange und hörte mich, diesem noch nie begegneten Menschen, einfach sagen: “I love you! — I really love you!”
Zum Schluss fügte er noch hinzu: “Und wenn du mich das nächste Mal triffst, dann komme direkt zu mir!”
Was war da passiert?
Was war da passiert? — bei so einer unglaublichen Nähe einem Menschen gegenüber, dem ich noch nie begegnet war?
Ich hatte Mooji`s Worten bereits seit zwei Jahren im Internet gelauscht. Und ich war einfach total begeistert von der Virtualität, in der er in der Lage ist über das eigentlich Unbenennbare, was wir in der Tiefe tatsächlich sind, über unser ursprüngliches Sein zu sprechen. Da war so eine Tiefe, Humor, Leidenschaft und Hingabe und so viel Liebe, die in der Begegnung zwischen Mooji und den Menschen rüber kam. Ich hatte mich also längst verliebt in Mooji — nicht in die Person Mooji, sondern in diesen lebendigen Ausdruck des Lebens, in dem jede Zelle als Liebe zu schwingen schien. Und da war so viel Resonanz mit dieser Liebe, so dass es letztlich so war, dass Liebe auf Liebe traf; das Liebe sich selbst begegnete. Und dann gibt es einfach keine Trennung, kein fremd oder bekannt, sondern jenseits von dieser Dualität große Vertrautheit und Überfließen, weil kein Gedanke es mehr stoppen könnte, weil es keine Bremse, kein Zurückhalten mehr gibt.
Gesamtes Inhaltsverzeichnis des „Indischen Tagebuches“
(bei Interesse bei mir erhältlich)
- Indische Impressionen
- Stilleretreat mit Mooji
- Yogische Selbsterforschung (Jnana-Yoga)
- Die Neurose der Persona
- Selbsterforschung zu unserem wahren Zuhause
- Immer noch Monsun
- Erste Begegnung mit Mooji
- Herz-zu-Herz-Begegnung mit Mooji
- Was war passiert?
- Erinnerungen aus früheren Zeiten
- Stille Selbsterforschung
- Sein — Ich — Ego
- Peitschenhieb des Zenmeisters
- Das Feuer brennt
- Vollmond-Pradakshina
3. Eine Einladung, tiefer zu schauen
Wie auf etwas aufmerksam machen, wohin wir normalerweise nicht schauen und was die Qualität unseres Lebens maßgebend bestimmt — unsere innere Haltung?
Im Yoga nehmen wir äußere Haltungen (Asanas) ein, in denen es ausschlaggebend ist, welche innere Haltung wir dabei einnehmen. Und genauso ist es in unserem Leben.
YOGA der Präsenz setzt, inspiriert durch die Sicht des Jnana-Yoga, den Fokus auf die innere Haltung in der äußeren Haltung. Es geht hier um das Entdecken einer Qualität von Sein, die uns bereits zugrunde liegend ist.
Mir ist ein sehr schöner Text von dem tibetischen Lama Gendün in die Hände gekommen, der mich inspiriert hat, die Sicht des YOGA der Präsenz zu beschreiben und um diese näher zu bringen interpretiere ich ihn nachfolgend:
“Glück ist nicht zu finden durch große Mühen und Willenskraft. Es ist schon da im offenen Entspannen und Loslassen.”
Wenn es im YOGA der Präsenz um dein zugrunde liegendes Seins geht, das Entdecken deines wahren Selbst, werden wir uns diesem nicht “durch große Mühen und Willenskraft” annähern. Der Jnana-Yoga gibt uns den Hinweis, dass wir schon sind was wir suchen. Unser Glück, unser Sein, das wahre Selbst “ist schon da im offenen Entspannen und Loslassen.” Deshalb arbeiten wir hier nicht mit der Energie des Willens, sondern aus einer inneren Offenheit von spürendem Lauschen.
“Was auch immer gerade im Körper oder Geist auftaucht ist nicht wirklich von Bedeutung. Es hat wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Warum willst du dich damit gleichsetzen und daran hängen und Urteile über dich und andere fällen?”
Das “was in Körper und Geist auftaucht ist nicht wirklich von Bedeutung und hat wenig mit der Wirklichkeit zutun”, weil es in ständigem Wandel ist, immer nur vorübergehend, immer nur eine Momentaufnahme. Deshalb hat es illusionären Charakter und ist nicht wirklich. Das, was wirklich, was wahr ist, muss unter allen Umständen wirklich und wahr sein! Solange wir uns an das Veränderliche, Vergängliche hängen werden wir leiden.
“Lass lieber das ganze Spiel in Ruhe geschehen. Wie Wellen taucht etwas auf und verschwindet. Ändere nichts und manipuliere nichts. Alles taucht auf und verschwindet wie von Zauberhand, immer wieder und ohne Ende.”
Impulse steigen auf und Handlung geschieht, Leben geschieht. Wer oder was ist sich dessen bewusst? Was ist tiefer als die Person, die wir zu sein glauben? Da ist eine Kraft, die sich über all den Wandel bewusst ist und selbst ohne Wandel ist.
“Nur unsere Suche nach Glück hindert uns am Sehen. Einen strahlenden Regenbogen gleich versuchen wir es zu erhaschen und fassen es nie — einem Hund gleich, der seinen eigenen Schwanz jagt!”
Eine Suche ist immer in die Zukunft gerichtet, zu einem “nachher”, “dann”, “dann, wenn…” Diese Ausrichtung hindert uns daran, hier und jetzt anzukommen und uns damit total in die Aktualität des Momentes und damit auf uns selbst einzulassen und uns in unser Sein zu gründen. Diese Fortbewegung “hindert uns am Sehen”, zu sehen, was bereits da ist, was wir bereits sind und die Kostbarkeit des Lebens. Solange wir uns innerlich fortbewegen, verpassen wir das Ankommen, verpassen wir das Glück, unser wahres Sein.
“Auch wenn es Glück oder Frieden nicht gibt als Ding oder Ort — sie sind immer da, in jedem Augenblick.”
Bisher haben wir geglaubt, Glück und Frieden im Erlangen und Erreichen von Dingen und Orten zu bekommen. Doch diese sind vergänglich, immer wieder! Tatsächlich sind Glück und Frieden bereits da. In unserer Suche und Fortbewegung nach außen übersehen wir sie. Yoga ist mit der Wendung nach innen ein Perspektivenwechsel. Und es braucht ein frisches, offenes Schauen, ein spürendes Lauschen, um wirklich zu sehen und zu entdecken, dass Glück und Frieden schon da sind. Einmal geschmeckt kann es immer wieder, in jedem Augenblick, bewahrheitet werden. Warum? Weil es ohne Wandel ist.
“Glaube nicht an die Wirklichkeit guter oder schlechter Erfahrungen. Sie sind wie das Wetter von heute, vergänglich wie ein Regenbogen am Himmel.”
Gute und schlechte Erfahrungen sind die Wellenbewegungen an der Oberfläche des Ozeans. Wenn wir beginnen, unsere Aufmerksamkeit tiefer auszurichten, können wir erkennen, dass es dort still, unbewegt und friedlich ist — unter allen Umständen! Wir sind es nicht gewohnt, uns dorthin auszurichten. Yoga und Meditation sind die Einladung dazu.
“Öffne deine Hand und da ist unendlich viel Raum: offen, einladend, wohltuend. Nutze den Raum, diese Freiheit und Leichtigkeit. Suche nicht weiter!”
Unsere fast ständige Ausrichtung zu den Denkbewegungen lässt uns die Weite des Raums in Begrenzungen und Festlegungen beengen. Diese sind nicht wirklich, sondern nur erdacht. Eine innere Qualität von spürendem Lauschen lässt Offenheit und Raum geschehen. Sich aus der Beengung der Person zu dehnen ist so wohltuend! Sich aus der gedachten Definition heraus tiefer in unser zugrunde liegendes Sein zu gründen erzeugt Leichtigkeit und Freiheit. Die Suche endet im Ankommen hier und jetzt in der Präsenz — immer wieder jetzt!
“Begib dich nicht auf die Suche nach dem großen leuchtenden Elefanten. Er sitzt schon gemütlich zuhause an deinem Herd.”
“Der große leuchtende Elefant” ist die fixe Idee, dass es irgendwo anders schöner, besser und interessanter sein könnte. “Doch der Elefant sitzt schon gemütlich zuhause an deinem Herd.” Das, was schon längst da ist übersehen wir, weil wir suchen, weil wir woanders schauen und uns innerlich in Gedanken fortbewegen. Das Glück, unser zugrunde liegendes Sein, hat sich nie fortbewegt. Wir sind der Diamant, den wir suchen. Yoga verweist auf diese Kostbarkeit unseres Seins als unser wahres Selbst mit den Merkmalen von: vollkommenen Okaysein, innerem Frieden, Freude, lebendige Stille, Zeitlosigkeit, Urgeborgenheit.
“Es gibt nichts zu tun oder zu lassen, nichts zu wollen, nichts zu erzwingen und nichts zu verpassen. Alles geschieht von selbst!” (Lama Gendün). Leben geschieht und wir sind der ewige Zeuge.
Der Jnana-Yoga weist direkt auf unser wahres Selbst, das zugrunde liegende Sein. YOGA der Präsenz bereitet den Boden für diese innere Ausrichtung. Die Körperhaltungen sind das Übungsfeld dieser verfeinerten Selbstwahrnehmung und wenn wir die Yogamatte verlassen ist es das Leben. Entdecke die Qualität des Lauschens, denn es entlässt dich aus den fixierten Ideen in die offenen Möglichkeiten des Lebens. Die Intelligenz, die das Leben ist, weiß mehr als das begrenzte Ich.
4. Das, was scheinbar nicht naheliegend ist
Wie können wir unsere eingefahrenen, eingerosteten Bewusstseinswege auflockern, durchschauen, öffnen, auflösen und erneuern? Ein Flashmob z.B., wie in diesem Video sichtbar, zeigt uns, wie ein unerwartet in die Menschenmenge gebrachter Impuls die “normale” Bewegung unterbricht und etwas Unerwartetes und Neues zum Ausdruck bringt.
Neue Sichtweisen können in allen Bereichen sichtbar werden! Yoga ist ein Weg zu größerer Bewusstheit und zum Freilegen der eingefahrenen, konditionierten Bewegungen von: Körper, Atem, Energie und Denken. Durch den Wandel der Perspektive bzw. unseres Blickwinkels - in diese Offenheit wird die Freude wieder aufsteigen!
Und! — Wessen wir uns meist nicht bewusst sind: Es gibt immer noch eine nicht gesehene potentielle Möglichkeit, die hinter der begrenzten Festlegung unserer Sicht existiert. Dafür können wir uns öffnen. Wir können uns wieder öffnen für das unbegrenzte Potential, das wir selber ursächlich sind. Vor allem der Jnana-Yoga ist ein direkter Weg, die erdachten Wände zu schmelzen - immer wieder und zu erkennen, dass wir von einem unendlich Größeren getragen sind.
Link zum Video „Sing along Trafalgar Square“.
5. Tipp im Internet: The Scale of the Universe 2 —
Eine Reise in die unendliche Weite
Liebe Yoga-Freunde,
Es kann sehr wohltuend und die Perspektive weitend sein, unseren Blick von unserem begrenzten Selbstbild als diese Person, die wir darstellen und unser hier sein auf diesem Planeten Erde einmal anders zu betrachten. Da existiert diese uns nicht verständliche unermessliche Dimension der Planeten und sogenannte Nebel in diesem Universum.
Da ist Weite, Weite, unermessliche Weite — unendlich!
Und da ist Raum für alles, was erscheint: für alle Wesen, Tiere, Menschen, Minerale, für die Natur und für alles vom Mensch Geschaffene. Und da existiert nicht nur dieser Planet Erde, sondern so unzählig viele andere. Und nicht nur ein einziges Universum, sondern evt. mehrere.
Und da ist Platz für alles und da ist immer noch Weite!
Wie oben so unten — wie im Makrokosmos, so im Mikrokosmos!
Auch in unserem Sein gibt es diese Weite, unendliche Weite. Und da ist Raum für alles das was erscheint: Sinneswahrnehmungen, Gedanken, Gefühle, Empfindungen, innere und äußere Objekte. All´ das erscheint in diesem weiten stillen Raum von Präsenz, von Gewahrsein.
Und da ist nichts ausgeschlossen! Diese stille weite Präsenz ist alles umarmend.
Präsenz selbst kennt keine Wertung, kein Urteil.
Sie IST einfach. Sie ist das zugrunde liegende Sein, dass sich unserem auf die Gedanken fixierten Sicht verhüllt.
Die einzige Begrenzung und Einengung geschieht auf der Ebene des Denkens in den Fixierungen durch die Gedanken.
Entlasse dich für einen Moment aus deinem Verstand und sinke in dein innerstes Zentrum, dein Herz. Tauche ein in die DIREKTE Erfahrung, d.h. die nicht durch den Verstand eingegrenzte Erfahrung. Spüre direkt und unmittelbar und erlaube dir, dich einfach auszudehnen. Und da ist sie - die nicht erahnte Weite. Kein Ende in Sicht!!!
Herzlich, Lilli